SDK

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Was ist ein SDK? 

Als Software Development Kit, kurz SDK, bezeichnet man eine Programmbibliothek die zur Entwicklung von Software dient. SDKs unterstützen Entwickler bei der Software-Entwicklung indem diese bestimmte Funktionen bereitstellen welche in die zu entwickelnde Software eingebunden werden kann. Mithilfe von SDKs können komplexe Funktionen als fertige Lösungen in der eigenen Software integriert werden. 

Viele Anbieter großer Online-Plattformen bieten SDKs ihrer Dienste an um es Entwicklern einfacher zu machen bestimmte Funktionen der jeweiligen Plattform in die eigene App oder das eigene Programm einzubinden. Twitter und Facebook bieten beispielsweise ein SDK an um es Entwicklern einfach zu machen, den Nutzern einer App oder Webseite das Login mit einem bereits bestehenden Social Media Account zu ermöglichen. SDKs können aber auch andere Funktionen abbilden wie die Erfassung von Analyse-Daten oder der Einbindung von Werbung in das eigene Programm.

Die folgenden Erläuterungen beziehen sich ausschließlich auf SDKs im App-Umfeld.

Welche Rolle spielen SDKs im Mobile App Marketing?

Bei der Vermarktung von Apps arbeitet man häufig mit einer Vielzahl von Netzwerken und Partnern zusammen, um eine möglichst große Reichweite zu erlangen. Sowohl für den Advertiser, der seine App vermarketen möchte, sowie für die Werbenetzwerke dienen die SDKs dazu, Daten über Installationen und Post-Installations-Events zu erfassen um die Aussteuerung der Werbung zu optimieren. 

Die meisten Werbenetzwerke bieten ein eigenes SDK an, welches in die App integriert werden muss, wenn man seine App über dieses Netzwerk vertreiben möchte. 

Die App-Vermarkter stehen hier vor dem großen Problem, dass durch jedes zusätzliche SDK in der App Aufwände und Kosten entstehen. Die Implementierung aber auch die Wartung und Konfiguration der einzelnen SDKs nimmt viel Zeit in Anspruch. Wenn die Kampagnen skaliert werden und weitere Netzwerke hinzugefügt werden, heißt das, dass zusätzliche Netzwerke und Partner integriert werden müssen – was wiederum für zusätzlichen Implementierungsaufwand und Qualitätssicherung sorgt. Zudem geben viele der großen Werbenetzwerke ihre Daten nur an bestimmte zertifizierte Partner raus. 

Um das Problem der vielen Marketing-SDKs zu lösen entstanden die Mobile Measurement Partner wie Adjust und Appsflyer. Diese Anbieter bieten ein universelles SDK zur Einbindung an, welche die Anforderungen von hunderten von Werbenetzwerken erfüllt. Durch die Nutzung dieser Attributions-SDKs muss nur eine einzige Programmbibliothek eingebunden werden um Zugang zu dem gesamten Ökosystem mobiler Werbung zu erhalten.

Die Vereinfachung von Implementierung und Wartung ist nicht der einzige Vorteil dieser SDKs. Da der gesamte Traffic der App von einem einzigen SDK erfasst wird, kann dieser ganzheitlich bewertet werden. Nur durch die Nutzung eines universellen Tools ist es möglich App-Install-Kampagnen, die über mehrere Kanäle durchgeführt werden, übergreifend zu betrachten und zu optimieren.

Welche Arten von SDKs gibt es? 

Verschiedene Kategorien von SDKs bedienen die Bedürfnisse unterschiedlicher Stakeholder wie Programmierer, Produkt Manager, Designer und Marketing-Team. Einige dieser SDKs sind für die effiziente Vermarktung mobiler Apps unabdingbar. 

Attribution

Marketing Attribution SDKs helfen Vermarktern in Zeiten von datengetriebenen Marketing und Cross-Channel Marketingkampagnen den Überblick über den Kampagnenerfolg zu behalten.  Diese SDKs sind mit den meisten Traffic-Netzwerken integriert und ermöglichen es App Downloads, In-App-Käufe und Events über alle Akquise-Kanäle zu tracken. Dieser holistische Ansatz ermöglicht eine faire Bewertung der einzelnen Marketingkanäle sowie eine auf Daten basierende Optimierung des Kampagnenbudgets. 

Die Anbieter von Attribution SDKs werden häufig unter dem Oberbegriff Mobile Marketing Partner (MMP) zusammengefasst. Die bekanntesten MMPs sind:

In-App Analytics

Die In-App Analyse SDKs erfassen sowohl quantitative als auch qualitative Metriken. Es  lassen sich traditionelle Metriken wie Absprungrate, Nutzeranzahl oder die Aufrufe bestimmter Seiten erfassen. Einige SDKs bieten auch die Möglichkeit die vollständige User-Journey in der App zu erfassen und zu analysieren. Diese Analytics SDK helfen dabei zu verstehen warum Nutzer bestimmte Aktionen durchführen – oder eben nicht durchführen. 

Die meistverwendeten Anbieter sind: 

Als Unterkategorie der In-App Analytics Tools sind die UX/UI-Analyse Tools zu nennen. Diese Tools erfassen das komplette Verhalten einzelner Nutzer in der App und zeichnen die dieses als Video auf. Die erfassten Daten haben einen starken Fokus auf die Nutzererfahrung in der App. Eine gut eingerichtetes UX-Analyse SDK kann immens bei der Optimierung der Benutzerführung innerhalb der App helfen. Die meisten UI Tools bieten ebenfalls die Möglichkeit A/B-Tests durchzuführen um zu testen welches App-Design besser funktioniert. Dazu werden den Nutzern unterschiedliche Varianten der App gezeigt und durch die Analyse erfasst welches Design zu mehr gewünschten Aktionen führt.

Die bekanntesten Anbieter für A/B-Tests, App UX und UI Analyse sind:

CRM & Marketing Automation

Customer-Relationship-Systeme dienen der Verwaltung von Nutzerdaten zum Kundenmanagement aber zumeist auch der personalisierten Vermarktung dieser Nutzer. Im Mobile-App-Bereich haben sich einige Anbieter auf die Nutzung im App-Umfeld spezialisiert, diese Anbieter findet man zunehmend unter dem Begriff mCRM (Mobile Customer Relationship Management). Viele mCRM-Systeme bieten neben der Möglichkeit von Personalisierung auch Automatisierungsmöglichkeiten an. So lassen sich Push-Notifications und In-App Nachrichten sowie SMS und E-Mails über solche Systeme versenden. Wie bei traditionellen Marketing-Automation-Plattformen, zahlen auch Mobile-Marketing-Automation-Systeme stark auf die Nutzererfahrung in der App ein. 

Die größten mCRM Anbieter sind: 

Deeplinking

Als Deeplink bezeichnet man einen Link, der direkt zu einem bestimmten Inhalt innerhalb einer App führt. Durch die unterschiedlichen Ansätze im Deeplinking seitens Google Android und Apple iOS und verschiedene Sonderfälle sind Deeplinking SDKs entstanden. Es ist möglich Deeplinks auch ohne SDKs in der eigenen App zu verbauen – mithilfe der SDKs lässt sich der Implementierungsaufwand stark vereinfachen. Die SDKs unterstützen Deeplinks mit benutzerdefiniertem Schema, Universal Links sowie die Benutzung von sogenannten Deferred Deeplinks. Diese Art von Deeplinks funktioniert auch, wenn der Nutzer die App noch nicht installiert hat und führt den Nutzer nach der erfolgreichen Installation auf die verlinkte Seite in der App.

Es gibt viele mobile Marketing-Plattformen und SDKs die bei der Integration Deeplinks unterstützen. Spezialisiert auf Deeplinks sind jedoch nur die folgenden 2 Anbieter:

Push Benachrichtigungen

Auch für die Verwendung von Push Benachrichtigungen gibt es Tools und entsprechende SDKs. Diese bieten vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten bei der Kommunikation über Push Notifications. In der Regel verfügen diese Anbieter über ein Web-Interface von welchem die Nachrichtenaussteuerung kontrolliert werden kann. Es ist beispielsweise möglich personalisierte Nachrichten an speziell ausgewählte Nutzergruppen zu einem vorausgewählten Zeitpunkt zu senden. Diese Tools bieten ebenfalls statistische Daten über die Interaktionsraten der versendeten Push-Benachrichtigungen.

Die größten Anbieter von Push-Benachrichtigungs-Software und SDKs sind: 

Werbung und Monetarisierung 

Insbesondere für Apps die das Freemium Modell nutzen spielt der richtige Monetarisierungspartner eine große Rolle. SDKs für die Monetarisierung werden in der Regel dazu genutzt Werbebanner und Videos in der App einzublenden. Neben SDKs welche die Einbindung von klassischer Display-Werbung in der App ermöglichen gibt es auch SDKs welche mit alternativen Monetarisierungsmethoden wie z. B. Umfragen arbeiten.

Die meist genutzten SDKs für In-App Werbung sind: 

Feedback und Helpdesk

Um den Nutzern neben den Bewertungen in den App Stores eine Möglichkeit zu geben, Feedback zu hinterlassen und nach Hilfe zu Fragen, können spezialisierte SDKs für den Support eingebaut werden. Mithilfe dieser Tools kann das Feedback der Nutzer in verschiedenen Phasen der User-Journey eingeholt werden. Diese SDKs bieten die Einbindung von Umfragen, Bewertungsformularen sowie Support-Chats an. 

Die bekanntesten Anbieter in diesem Bereich sind:

Was ist bei der Verwendung von Drittanbieter SDKs zu beachten? 

Mit der Einbindung des SDK in die App ist es nicht getan. Das SDK sollte regelmäßig geupdated werden um zum einen Sicherheit aber auch Stabilität der eingebundenen Funktionalität zu gewährleisten. Manche Anbieter deaktivieren alte Versionen ihrer Software Development Kits – in so einem Fall kann es zu unerwarteten Fehlfunktionen in der eigenen App kommen. Die meisten Tool-Anbieter haben einen Newsletter in welchem auf Änderungen und neue Versionen hingewiesen wird. 

Neben der Sicherstellung der Funktionalität, sollte auch der Datenschutz bei der Benutzung der SDKs bedacht werden. Die meisten der hier gelisteten Programmbibliotheken senden Netzwerkanfragen an externe Server sobald diese in der App eingebunden sind. Bei diesen handelt es sich entweder um die Übertragung erfasster Metadaten oder die Abfrage bestimmter API-Schnittstellen. Es ist unabdingbar für jedes eingebundene SDK zu überprüfen welche Daten in der App erfasst werden, an welche Stellen diese Daten weitergeleitet werden und zu welchem Zweck. Über diese Informationen sollte der Nutzer in der Datenschutzerklärung der App informiert werden. Je nach erfasstem Datum und Anwendungsfall ist es zudem ratsam dem Nutzer beim Starten der  App explizit auf die eingebundenen Drittanbieter-Tools hinzuweisen und gegebenenfalls seine Einwilligung einzuholen. 

Alle hier genannten Anbieter haben auf Grund der Datenschutzgrundverordnung verschiedene Mechanismen implementiert um dieser zu entsprechen. Wie ein Einbau zu erfolgen hat und wann eine explizite Einwilligungserklärung des Nutzers eingeholt werden muss, obliegt dem zuständigen Datenschutzbeauftragten. Empfehlenswert ist es, diesen bei der Auswahl eines SDKs mit einzubeziehen.

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